Mortellaro – Ihre Bedeutung in unseren Milchbeständen

Die Mortellaro-Krankheit dringt immer mehr in unsere Viehzucht ein. Die ARSIA führte 2023 eine Feld- und Laboruntersuchung in den Milchviehherden des Hennegaus durch. Erste Rückmeldungen.

Die Dermatitis Digitalis, auch Mortellaro-Krankheit genannt, ist eine ansteckende Erkrankung bei Rindern, die durch eine oberflächliche Entzündung der Haut an der Fußkrone ( am Übergang zwischen Haut und Horn ) gekennzeichnet ist, was zu Lahmheit führt, die sich auf das Wohlbefinden der Tiere und die Produktion auswirken. Angesichts des Leidens neigt das Tier dazu, liegen zu bleiben und somit weniger zu fressen, was zu einem erheblichen Rückgang der Produktivität ( sowohl der Milch- als auch der Fleischproduktion ) führt.

Bakterien und begünstigende Faktoren

Die Krankheit ist multifaktoriell und die genauen Ursachen sind noch wenig bekannt Bakterien der Gattung Treponema sind stark an der Entstehung der Läsionen beteiligt, obwohl ihre Rolle bei der Entwicklung der Läsionen noch nicht ausreichend verstanden ist. Die Krankheit gelangt durch den Ankauf eines Trägertieres in den Betrieb. Andere Bakterien, wie Dichelobacter nodosus oder Fusobacterium necrophorum, scheinen ebenfalls beteiligt zu sein.

Die Hygiene der Unterbringung scheint auch ein entscheidender Faktor für den Ausbruch der Krankheit und ihr Fortbestehen in einem Betrieb zu sein. Andererseits scheinen Elemente der Tierhaltung, die mit der Klauenhygiene in Verbindung stehen, wie z. B. das Klauenschneiden, wichtig für die Kontrolle der Krankheit zu sein, obwohl sie nicht alle klar identifiziert sind.

Eine zunehmende Problematik der Viehzucht

Diese Krankheit, die in Europa immer häufiger in den Beständen auftritt, wirft viele Fragen zu ihrem langfristigen Management auf. Einmal in einen Bestand
eingeschleppt, ist sie trotz der zahlreichen auf dem Markt erhältlichen Behandlungen nur schwer auszurotten und tritt häufig in Form von aufeinanderfolgenden
Ausbrüchen wieder auf.

Untersuchung im Hennegauer Land

Bisher hatten wir nur wenige Informationen über das Vorkommen der Krankheit in den wallonischen Milchviehbetrieben. Aus diesem Grund haben wir im Rahmen einer ersten, von der Provinz Hennegau finanzierten Umfrage parallel Folgendes durchgeführt : (1) ein serologisches Screening bei 188 Hennegauer Milchviehbetrieben, die nach dem Zufallsprinzip aus Tankmilchproben ausgewählt wurden, die für das Brucellose-Screening im März 2023 bestimmt waren, und (2) eine Online-Umfrage, die den Landwirten vorgelegt wurde, die an diesem Screening teilnahmen. Nachstehend die Feststellungen und Resultate.

Rückmeldungen vom Feld

Die Ergebnisse des Fragebogens, der den Landwirten vorgelegt wurde, waren reich an Informationen; die Mortellaro-Krankheit scheint in den Herden des Hennegaus gut vertreten zu sein. Mehr als 60 % der befragten Herden gaben an, bereits mit der Krankheit konfrontiert gewesen zu sein. Der Wissensstand über die Krankheit bleibt jedoch unterschiedlich, so dass fast die Hälfte der befragten Züchter sie nicht oder nur entfernt kennt. Zum Zeitpunkt der Umfrage und des serologischen Screenings meldeten mehr als die Hälfte, mehr als eine von zehn produzierenden Kühen mit Lahmheiten, die auf die Mortellaro Krankheit hindeuteten; und eine beträchtliche Anzahl ( 8 % ) berichtete von bis zu mehr als 5 von 10 betroffenen Kühen. Diese Ergebnisse sind herausfordernd und bestätigen die Notwendigkeit, das Problem anzugehen.

Die Kontrollmaßnahmen sind den Züchtern immer noch wenig bekannt. Weniger als ein Drittel von ihnen kontrolliert die Klauengesundheit von angekauften Rindern, bevor sie in die Herde eingeführt werden, obwohl Mortellaro typischerweise zu den Krankheiten gehört, deren Haupteintrittsweg in einen Bestand der Ankauf ist. Was die kollektive Hufpflege des Bestands angeht, so führt mehr als die Hälfte der Züchter diese nicht durch. Und von diesen wenden sich 70 % an einen fachkundigen Hufschmied, die übrigen führen die Handlung selbst oder über ihren Tierarzt durch.

Wenn die Krankheit diagnostiziert wird, sind die Behandlungsmethoden von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich, entweder nach einem standardisierten Protokoll oder von Fall zu Fall. Was die Behandlung angeht, so wird Kupfersulfat dennoch mehrfach erwähnt, obwohl die meisten Züchter die zur Behandlung ihrer Tiere eingesetzten Moleküle nicht kennen.

Resultate, im Labor

Bei der serologischen Kontrolle weist der verwendete Test in der Tankmilch Antikörper gegen Treponema phagenedis, eines der wichtigsten in Frage kommenden Treponemen, nach und ermöglicht es, die Zirkulation der Krankheit in der Zielherde zu beurteilen. Darüber hinaus hilft er, die Entwicklung der Krankheit zu überwachen und die zu ihrer Kontrolle erforderlichen Gesundheitsmaßnahmen anzupassen.

Die Ergebnisse des Screenings im März 2023 sind in der nebenstehenden Abbildung dargestellt : die Krankheit ist in unterschiedlichem Ausmaß in mehr als 70 % der untersuchten Herden vorhanden, eine Zahl, die den Angaben der Landwirte bei der Umfrage nahe kommt. In mehr als 50 % der Herden war das serologische Ergebnis stark positiv, was auf eine hohe Prävalenz hindeutet.

Wenn man die Ergebnisse der ELISA-Tests und der Umfrage gegenüberstellt, scheint es, dass erstere umso höher sind, je größer die Lahmheitsprobleme ( ob mit oder ohne Mortellaro ) in der Herde sind ( Anzahl der Tiere mit Lahmheit und der Tiere, die wegen Lahmheit reformiert wurden ).

7 Monate später haben wir die Tankmilch aus denselben Betrieben, die im März 2023 ausgewählt wurden, erneut getestet : die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Anstieg der Anzahl Herden mit hoher oder mäßiger Prävalenz. Es wäre angebracht, diese Analysen im Laufe der Zeit an derselben Probenahme zu wiederholen, um einen genaueren Überblick über die Entwicklung der serologischen Reaktion auf T. phagenedis zu erhalten und den Wert dieses ELISA-Tests bei der Überwachung der Herden zu bestätigen.

Die Ergebnisse dieser Umfrage sind ein erster Schritt der Handhabung der Krankheit durch die ARSIA. Außerdem werden Kontakte zu professionellen Klauenpflegern geknüpft, um eine praxisnähere Überwachung und eine genauere Analyse der verschiedenen Faktoren, die die Klauengesundheit wallonischer Rinder beeinflussen, zu ermöglichen.

Eine serologische Untersuchung zeigt, dass die Mortellaro-Krankheit in mehr als 70 % der Milchviehbetriebe in der Provinz Hennegau auftritt. Laut einer Umfrage unter Landwirten weiß fast die Hälfte der Landwirte nichts oder nur wenig über diese Krankheit, obwohl sie manchmal erhebliche Lahmheiten im Bestand verursacht. Außerdem kontrolliert weniger als ein Drittel der Landwirte, die Tiere ankaufen, den Zustand der Klauen, obwohl der Ankauf der Hauptweg für die Einschleppung der Krankheit ist.
Auf der Grundlage dieser Feststellungen ist es wichtig, dass diese Krankheit zum Wohle und zum Wohlergehen unserer Viehzuchtbetriebe stärker berücksichtigt wird.
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