Fehlgeburten bei Sauen: Hilfe bei der Diagnose

Eine Fehlgeburt entspricht der Unterbrechung eines Trächtigkeitsprozesses während der fötalen Periode unterhalb seiner durchschnittlichen Dauer, d. h. 115 Tage +/- 2 Tage.

In der Regel werden maximal ein bis zwei Aborte pro 100 Deckungen akzeptiert (1-2 %/Jahr).

Je nach Stadium des Abbruchs der Trächtigkeit (siehe Grafik 1) werden 3 Kategorien unterschieden :

  • Die embryonalen Verluste: vor 35 Tagen, es haben sich noch keine Knochen gebildet und die Embryonen können resorbiert werden.
  • Die Fehlgeburten in der Fetalperiode: von 35 Tagen (Beginn der Verknöcherung) bis zum Eintritt in die Mutterschaft, d.h. 106-108 Tage.
  • Die Frühgeburten (oder Spätaborte) zwischen 106-108 Tagen und 112 Tagen der Trächtigkeit.
    Die Ferkel können bereits lebensfähig sein.
Grafik 1: Verlauf der Trächtigkeit und Folgen der embryonalen oder fetalen Mortalität (laut IFIP)

Ätiologie, infektiös oder nicht

Die nicht-infektiösen Ursachen sind vorherrschend für fast 2/3 der Fehlgeburten.
Mehrere Syndrome können damit einhergehen: saisonales Unfruchtbarkeitssyndrom, Syndrom 2. Wurf, Magerkeitsyndrom der Sau. Diese können unter dem Einfluss von Risikofaktoren stehen: Stress, Futterverteilungsvorrichtungen, unzureichende Lichtverhältnisse, Umgebungsparameter, Haltungsverfahren, ... und nicht zu vergessen die Mykotoxine.

In der Praxis führt der Ausschluss infektiöser Ursachen oft standardmäßig zu einer nicht-infektiösen Ursache.

Die meisten infektiösen Ursachen sind viraler oder bakterieller Natur (siehe Tabelle 1), wobei auch eine Kombination von beiden möglich ist.

Tabelle 1: wichtigste infektiöse Ätiologien von Fehlgeburten bei Schweinen

Virale Ätiologie

Bakterielle Ätiologie

PRRS-Virus*
Aujesky-Virus
Porcines Circovirus Typ 2 (PCV2)*
Grippe-Virus (Influenza A)
Virus der Klassischen Schweinepest
Virus der Afrikanischen Schweinepest
Virus der Enzephalomyokarditis
Schweineparvovirus*
...
Leptospira spp.*
Brucella suis*
Streptococcus spp.*
Salmonella spp.*
Erysipelothrix rhusiopathiae (Rotlauf)*
Staphylococcus spp.*
Chlamydia spp.*
Listeria monocytogenes*
...

*Im Panel der Krankheitserreger enthalten, die von der ARSIA über den "Kit Autopsie Schwein" nachgesucht werden

Infektiöse Erreger

Die Krankheitserreger (Tabelle 2) können den Abort entweder indirekt über die Luteolyse (Beispiele: Virus der Schweinegrippe, Virus der Afrikanischen Schweinepest und Erysipelothrix rhusiopathiae) oder direkt durch den Tod des Fötus und/oder eine Plazentitis verursachen (Beispiele: Aujeszky-Krankheit, Virus der Klassischen Schweinepest, Virus des porcinen reproduktiven und respiratorischen Syndroms, PCV2, Leptospira spp, Brucella spp...).

Der Abort ist nicht das einzige beobachtbare klinische Zeichen, aber oft das "spektakulärste".

Tableau 2 : Principaux agents infectieux responsables de troubles de la reproduction et signes cliniques associés

Diagnostischer Ansatz

Die diagnostische Herangehensweise an ein Problem mit Fehlgeburten lässt sich in 3 Schritten konzipieren:

  1. Die Informationssammlung wird alle aktuellen oder früheren klinischen Anzeichen sowohl bei Sauen, die verworfen haben, als auch bei Zuchttieren, Ferkeln oder Mastschweinen im selben Betrieb aufzeigen; die Nummer der Sau, die Parität, das Deckdatum, natürliche oder künstliche Deckung, das Datum des Aborts, das Aussehen der Aborte, der Körperzustand der Sauen, die Ereignisse vor dem Abort (Impfung, Gruppierung, Ausfall der Belüftung, ...), das Vorhandensein von Nagetieren, ...
  1. Die Einsendung relevanter Proben an das Labor. Es werden 2 komplementäre Ansätze empfohlen:
    • bei der(den) Sau(en), die verworfen hat(haben):
      Idealerweise 2 Blutproben (Trockenröhrchen und EDTA) im Abstand von 3-4 Wochen, wobei die erste Blutprobe zum Zeitpunkt des Aborts entnommen wird. Die Nachsuche des Virus kann sofort eingeleitet werden (einzeln oder im Pool). Für serologische Untersuchungen (ELISA, IHA) sollte im Labor eine Serothek angefragt werden, um eine gekoppelte Serologie durchzuführen, oder das Serum für spätere Analysen aufzubewahren.
    • Bei den Aborten:
      zu diesem Zweck mindestens 2-3 Fehlgeburten/Sau ins Labor einsenden, möglichst mit Plazenta.
      Die Föten müssen verwertbar, in gutem Zustand und unter positiver Kühlung aufbewahrt sein, um eine Autopsie und die gewünschten Analysen zu ermöglichen. Das Einfrieren von Föten ist möglich, obwohl dies die Qualität der bakteriologischen Analysen einschränken kann.
Bei der ARSIA wurde der « Kit Autopsie Schwein » im Jahr 2022 entwickelt und ermöglicht die Nachsuche einer Reihe von Krankheitserregern anhand der Aborte. Dies erfolgt über eine bakteriologische Nachsuche und PCR (Paket einschließlich Chlamydia, Leptospira, PCV2, Parvovirus, PRRS).
  1. Verknüpfung von klinischen, epidemiologischen und diagnostischen Daten im Zusammenhang mit dem in der Herde aufgetretenen Problem, um einen Aktionsplan zu erstellen.
Bei Fragen rufen Sie uns gerne an!

Tel:  083/23 05 15  - Durchwahl 9
E-mail : pathologie@arsia.be

Bibliografie 

  • Maladies d’élevage des porcs, 2eme édition, Guy Pierre Martineau et Hervé Morvan,
  • Avortements dans l’espèce porcine : quelques spécificités à connaître, Ledru M., Boulot S., Guillotin J., Lebret A., Bulletin des GTV, Numéro spécial 2014, 91 97,
  • Avortements dans l’espèce porcine : prélèvements, analyses et examens, Ledru M., Guillotin J., Lebret A., Bulletin des GTV, Numéro spécial 2014, 105-111.
  • Mémento de l’éleveur de porc, Ifip - Institut Du Porc, 7ème édition, 2013.
  • Diseases of Swine, 11th edition, 2019, Wiley Blackwell.
  • Reproductive diseases in sows: A review, Pozzi P.S. & Aloborali G.L., Israel Journal of Veterinary Medecine Vol 67(1), march 2012.