Die neonatale Diarrhö im Abferkelstall tritt in der Zucht entweder episodisch oder wiederkehrend auf (bei jeder Tiergruppe).
Ihre wirtschaftlichen Auswirkungen sind erheblich: Verluste in Verbindung mit Sterblichkeit, Morbidität (geringeres Durchschnittsgewicht und Heterogenität der Lose beim Absetzen, Wachstumsverzögerungen beim Absetzen-Verkaufen, ...); Kosten, die mit der Kontrolle der Infektionserreger verbunden sind (Impfung, Einsatz von Antibiotika, diagnostische Mittel ...), aber auch emotionale Auswirkungen (Stress für den Tierhalter), gesellschaftliche und sogar regulatorische Auswirkungen (Wohlergehen der Tiere, Antibiotika ...).
Bei einem Fall von Durchfall denkt man reflexartig an "Krankheitserreger" und "Behandlung": Tatsächlich können viele Infektionserreger Verdauungsstörungen bei jungen Ferkeln verursachen. Nachstehend eine Synthese dieser Erreger mit dem Zielalter und den wichtigsten, damit verbundenen klinischen Anzeichen.
Krankheitserreger | Zielalter | Wichtigste klinische Anzeichen | |
BAKTERIEN | Escherichia coli worunter ETEC (F4/K88, F5/K99, F6/987P, F18, F41 | 1bis 4 Tage (neonatal) bis zum Absetzen | Wässriger, gelblicher Durchfall; Dehydrierung |
Clostridium perfringens type C (toxines alpha und béta) | 1 bis 14 Tage (bis zu 21 Tage) | Hämorrhagische oder wässrige Diarrhöe; plötzlicher Tod | |
Clostridium perfringens Typ A (Toxine Alpha und Beta 2) | 3 bis 14 Tage (bis zu 28 Tage) | Cremiger Durchfall; meist harmlos, kann aber das Wachstum beeinträchtigen | |
Clostridium difficile | 5 bis 21 Tage | Cremiger Durchfall; Deshydrierung | |
Enterococcus (hirae, durans und villorum) | 2 bis 20 Tage (bis zu 30 Tage) | Malabsorptions-Durchfall | |
Salmonella spp | Jedes Alter (im Allgemeinen nach dem Absetzen) | Variabel; wässriger bis gallenartiger Inhalt; muko-hämorrhagisch mit Fibrinablagerungen | |
PARASITEN | Cryptosporidium spp | 3 Tage bis zum Absetzen | Leichter bis mäßiger gelblicher Durchfall |
Cystoisospora suis | 5 bis 21 Tage (bis zum Absetzen) | Wässriger, gelblicher Durchfall ("Mayonnaise-Durchfall") bis kein Durchfall; verzögertes Wachstum | |
VIREN | Virus der übertragbaren Gastroenteritis (GET) und Virus des endemischen Schweinedurchfalls (DEP) | Jedes Alter | Wässrige Diarrhöe; schnelle Dehydrierung; Erbrechen; schnelle und hohe Mortalität (GET>DEP) |
Rotavirus | 1 Tag bis 7 Wochen (häufig zwischen 2 bis 3 Wochen) | Wässrige bis breiige Diarrhöe; Dehydrierung; kann subklinisch sein |
ALARME, nützliches Hilfsmittel
Um kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen festzulegen, ist es jedoch wichtig, einen Schritt zurückzutreten und diese Pathologie als Ganzes zu betrachten, indem man methodisch die Faktoren analysiert, die es dem/den Krankheitserreger(n) ermöglicht haben könnten oder ermöglicht haben, sich auszudrücken.
Das für diesen Ansatz vorgeschlagene Reflexionstool ist der A.L.A.R.M.E.-Ansatz.
WARNPUNKT | FAKTOREN | EMPFEHLUNGEN | |
Tier | Mütter | Rang der Würfe (Immunität) Erstgebärende? Mehrfachgebärende? Guter Verfettungsgrad (Syndrom der fetten Sau), Fruchtbarkeit |
Immunität stärken (Erstgebärende >< Mehrfachgebärende) Guter Verfettungsgrad (Ration, ELD) |
Ferkel | Vitalität und Gewicht bei der Geburt, für optimales 1. Saugen |
Angepasste Ration der trächtigen Sauen Management der Ferkel bei der Geburt |
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Unterbringung | Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, Isolierung und Belüftung: Komfort der Sauen versus Komfort der Ferkel | Komfort der Sauen (max. 24°C um die Geburt herum) versus Komfort der Ferkel (35-37°C die ersten Tage und später 30-32°C), trockener Boden, kein Luftzug | |
Protokoll der Reinigung und Desinfizierung (R&D) | Bei jeder Tiergruppe: Reinigung mit Reinigungsmittel, Desinfektion, Trocknung und hygienebedingte Leerzeit. Kontrolle Qualität R/D (Hygienogramm) |
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Ernährung |
Menge |
Kurve im Postpartum: Erhöhung um 500 gr/Tag, Mahlzeiten aufteilen (2-3) Einfluss der Raumtemperatur auf den Konsum Vermeidung von Verstopfung |
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Qualität | Angepasst an die speziellen Bedürfnisse einer säugenden Sau | ||
Tränken | Qualität, Temperatur beim Verteilen | Chemische und bakteriologische Trinkbarkeit (Kontrolle mindestens 1X/Jahr) | |
Menge, Art der Verteilung, Durchflussmenge | Verteilung vor/nach der Geburt. Ideal=nach Belieben, Durchflussmenge: 1,5L/min (Pipette) | ||
Conduite d’élevage (Régie) | Gruppentierhaltung | Gruppierte Geburten (Brunstsynchronisation) = Arbeitsorganisation und gleichaltrige Ferkel | |
Geburt | Auslösen der Geburt, falsche Anwendung von Oxytocin, Nichtbeachtung der Geburten, Hygiene der Hinterhand der Sau, Vorliegen des MMA-Syndroms (Metritis, Mastitis, Agalaxie)? | Auslösen der Geburt, vernünftiger Einsatz von Oxytocin, Überwachung der Geburten, Reinigung des Kots hinter der Sau am Tag vor und nach dem Abferkeln, Vermeidung des MMA-Syndroms | |
Ferkelhilfe | Thermisches Wohlbefinden der Ferkel, Kolostrumaufnahme, Beobachtung der Ferkel | Vermeidung von Unterkühlung der Ferkel: Ferkel trocknen, Nest (Infrarotlampe, Wärmematte); Überwachung des ersten Saugens (Kolostrum), Verhalten der Ferkel | |
Pflege der Ferkel | Adoptionen (Häufigkeit, Zeitpunkt), Abschleifen der Zähne, Eiseninjektion, Nichtbeachtung der Vorwärtsbewegung (mit den nicht kranken Würfen beginnen) | Adoptionsmanagement, Zähne stutzen, gute Injektionspraxis und Umgang mit angebrochenen Eisenflaschen, mit nicht kranken Würfen beginnen | |
Management der Zuchttiere | Eingewöhnung der Jungsauen, Einhaltung des Impfplans, … | ||
Biosicherheit | Vorwärtsbewegung, alles voll-alles leer, R&D, gute Handhygiene, Fußbad, Einhaltung der guten Injektionspraxis | ||
Mikrobismus | Bakterien |
E.coli, Clostridium perfringens, Clostridium difficile, Enterococcus spp, ... Weniger häufig: Campylobacter spp |
Identifizierung, vorbeugende und kurative Behandlung |
Viren |
Rotavirus, Coronavirus : Virus der übertragbaren Gastroenteritis (GET), Virus des epidemischen Schweinedurchfalls (DEP), … Weniger häufig: Virus des PRRS, Teschovirus, Virus der klassischen und afrikanischen Schweinepest, BVD, … |
Identifizierung, Vorsorge | |
Parasiten |
Cystoisospora suis, … Weniger häufig: Cryptosporidium spp, Toxoplasma gondii, Eimeria spp., Strongyloïdes spp |
Identifizierung, vorbeugende und kurative Behandlung | |
Tierhalter | Interventionist, gestresstes Temperament, indirekter Vektor |
Kit Autopsie: wie vorgehen ?2 oder 3 tote Ferkel aus verschiedenen Würfen einsenden oder im Labor der ARSIA abgeben. Die Auswahl der Ferkel, die an das Labor geschickt werden, ist sehr wichtig, um den (die) beteiligten Krankheitserreger nachweisen zu können: Ferkel, die kürzlich (< 24 St.) Durchfall hatten, der repräsentativ für die auftretende Diarrhoe ist, nicht mit Antibiotika behandelt wurden, eingeschläfert und unter positiver Kühlung aufbewahrt wurden und sehr schnell an das Labor geschickt werden, um eine Autopsie und die gewünschten Analysen zu ermöglichen. Wir führen routinemäßig die im Kit Autopsie enthaltenen Analysen durch :
Wir können Organe und/oder Fäkalien für zusätzliche Analysen aufbewahren, wenn Sie dies wünschen (Beispiele: PEDv & TGEv PCR, PCR-Nachweis von E.coli-Virulenzfaktoren oder Clostridium perfringens-Toxinen, Histologie). |
Die Identifizierung von Risikofaktoren erfolgt in der Tierhaltung durch den Tierarzt und seinen Züchter, die Diagnose jedoch durch das Labor.
Der letzte Schritt wird die Entwicklung eines Aktionsplans sein, durch die Verknüpfung der epidemiologisch-klinischen und diagnostischen Daten, die mit dem Problem des neonatalen Durchfalls, der in der Zucht auftritt, in Verbindung gebracht werden.
Zögern Sie nicht, uns bei Fragen zu kontaktieren! pathologie@arsia.be
Bibliographie
- Krankheiten bei der Schweinezucht, 2. Ausgabe, Guy Pierre Martineau und Hervé Morvan,
- Neugeborenendurchfall beim Ferkel: Ätiologien und Entwicklung der diagnostischen Mittel, Dalle S., CVU Wiederkäuer-Schweine: vom Individuum zur Herde: integriertes Management, ULüttich, 12. Juni 2018.
- Diseases of Swine, 11th edition, 2019, Wiley Blackwell.
- Bei Durchfall der jungen Ferkel ist kein Umstand zu vernachlässigen, Laitat M. & Dalle S., der Sillon Belge, veröffentlicht 11/11/2018