Der Stoffwechselscanner

Am ‚Krankenbett‘ der Milchkühe

Ein vielversprechendes, leistungsstarkes und praktisches neues Instrument zur optimalen Überwachung jeder Übergangsphase in der Milchviehhaltung, das den Züchtern
von der DGZ und der ARSIA angeboten wird.


Milchproduktion: klimatische und wirtschaftliche Ziele vereinbar ?

« Kann ich noch Kühe melken, Geld verdienen und alle gesellschaftlichen Anforderungen in Bezug auf Klima und Nachhaltigkeit erfüllen ? » Diese Frage stellen sich zahlreiche Milchviehzüchter. Laut Koen De Bleecker, Tierarzt „vor Ort“ und Referent für den Wiederkäuersektor bei der Abteilung „Gesundheitliche Betreuung“ der DGZ, besteht ein Weg darin, die Langlebigkeit der Rinder zu verbessern, indem man die wirtschaftliche Leistung beibehält und die in den Betrieben gesammelten Daten auswertet. Die durchschnittliche produktive Lebensdauer einer Milchkuh beträgt in der westlichen Welt 2,5 Jahre; 1,9 in den USA, 3,5 Jahre in den Niederlanden und Belgien. Die effizientesten Laktationen für eine Milchkuh liegen jedoch zwischen der 5. und 9. Laktation. Würde man diese Zeit von 2,5 auf 5 Jahre verlängern, bräuchte man nur halb so viele Jungtiere, um sie zu ersetzen, was letztendlich zu einer 32%igen Verringerung der Methanemissionen führen würde.
Es ist eine Tatsache, dass unsere hochproduktiven Milchkühe anfällig sind, insbesondere während der gefährlichen Übergangsphase drei Wochen vor und nach dem Kalben. Eine unterschätzte Anzahl von Kühen am Ende der Trockenstehzeit befindet sich in einem metabolischen Ungleichgewicht, wodurch sie einem erhöhten Risiko für spätere Erkrankungen wie Milchfieber, Mastitis, Gebärmutterprobleme ( Zurückbleiben der Nachgeburt, Metritis, … ) oder sogar andere Erkrankungen aufgrund eines Immunmangels ausgesetzt sind. Dies kann auch die Immunität des Kalbes beeinträchtigen und so die Tür für potenzielle Krankheitserreger öffnen, gegen die sich das Kalb, wenn es gut immunisiert ist, auf natürliche Weise hätte wehren können.

Die optimale Aufnahme von Energie und Proteinen, sowie die Zufuhr von Mineralien und Spurenelementen sind von entscheidender Bedeutung. Dazu muss man die Ursache des Stoffwechselungleichgewichts erkennen können, um es schnell und richtig beheben zu können.

Sich mit den vorhandenen Informationen befassen …

Wenn ein Tierarzt und ein Züchter mit einem Gesundheitsproblem bei Kühen in der Übergangsphase konfrontiert sind, besitzen sie eine Reihe von Informationen über das Management der trockenstehenden Kühe ( mögliche Behandlung, Krankheitserreger im Betrieb, Dauer der Trockenstehzeit, Impfungen, Parasitenmanagement, Produktionsrate am Ende der letzten Laktation, … ), über die Kühe ( Punktskala des Körpers ( PSK ), Hygiene, Stressfaktoren, … ), über die Unterbringung ( Stallbelegung, Komfort der Boxen/Plätze am Trog, Anzahl der Fressgitter, … ), über die Ration ( am Ende der Laktation, Mineralien in der Trockenstehzeit/in der Laktation und Qualität/Lagerung des Futters in den Silo s) und, last but not least, über das Trinkwasser, dessen Qualität und Verfügbarkeit.

… und andere, wichtige sammeln

Die Blutanalyse kann sicherlich wertvolle Informationen über „ Biomarker “ liefern, die mit dem Stoffwechsel des Rindes in Verbindung stehen und Ungleichgewichte aufdecken, die bei der direkten Untersuchung unauffällig geblieben sind. Der Tierarzt kann mithilfe der Probenentnahme, die nicht auf individueller Ebene, sondern auf Bestandsebene durchgeführt wird, wie mit einem „Scanner“ eine Risikoanalyse für die gesamte Herde erstellen. Es handelt sich also nicht um ein Diagnoseinstrument, sondern um eine Gesamtbewertung des Bestands.
Laut dem Entwickler dieser Untersuchungsmethode, Professor R. Van Saun ( Penn State University ) : „ Wenn die durchschnittliche Konzentration eines biochemischen Markers, die in einem Pool von Blutproben aus einer Gruppe gesunder Tiere gemessen wird, vom Durchschnitt der Referenzgruppe abweicht, … kann das Risiko für die Entwicklung von Krankheiten im Zusammenhang mit dem Marker geschätzt werden“.

Genau das ist das Prinzip des „Stoffwechselscanners“, der nun auch bei der ARSIA angeboten und in Zusammenarbeit mit der DGZ durchgeführt wird und im Folgenden erläutert wird.

Wie?

Anhand von Blutproben, die von verschiedenen Kategorien von Kühen stammen, werden 21 Biomarker untersucht. Für jede Gruppe ( Kühe am Ende der Trockenstehzeit, frisch gekalbte Kühe, Kühe auf dem Höhepunkt der Laktation ) wurden die Analysen anhand eines „Pools“ durchgeführt, der sich aus den Seren von 5 individuell beprobten Kühen zusammensetzt.

Diese Methode eignet sich besonders für Betriebe mit mehr als 80 Kühen in der Produktion und ermöglicht es, den Prozentsatz der „ gefährdeten “ Kühe für eine bestimmte Gruppe zu schätzen. Der Stoffwechselscanner liefert Ihnen ein „ Foto “ des Stoffwechselstatus der Übergangsperiode, aber auch des gesamten Betriebs, und das bei einer sehr geringen Anzahl von Analysen ( dank der Poolanalyse ) und somit zu einem vernünftigen Preis. Außerdem kann ein Teil der Analysekosten von dem Pharmaunternehmen Elanco übernommen werden.

Warum?

Durch den Abgleich der Ergebnisse erhalten der Tierarzt und sein Züchter einen Überblick über den Stoffwechselstatus im Vergleich zu einem idealen Milchviehbetrieb. Dies ermöglicht :

  • Probleme, die rund um das Kalben auftreten, zu bewerten und/oder zu verhindern
  • einen Leistungsabfall der Kühe zu erklären, indem sie ein mögliches Ungleichgewicht aufdecken
  • Lösungen auf der Ebene der Ration, der Umweltfaktoren und des allgemeinen Managements der Übergangsphase vorzuschlagen
  • Gegebenenfalls die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen kontrollieren. In Flandern führen mehrere große Betriebe systematisch einen vierteljährlichen Stoffwechselscanner durch, um Ungleichgewichte zu vermeiden und die Milchproduktion zu optimieren… Eine Investition, die sich für den Züchter lohnt.

Konkret

Wenn Ihr Tierarzt einen Stoffwechselscanner veranlasst und die erforderlichen Proben entnimmt, erstellt die ARSIA einen Bericht mit den Ergebnissen für alle Parameter und einer Schätzung des Prozentsatzes der Tiere in der getesteten Kategorie, die pro Parameter zu hoch oder zu niedrig bewertet wurden. Darüber hinaus werden für jede der getesteten Kategorien 8 Gesundheitsindikatoren in Form einer „Spinnennetz“-Grafik dargestellt, die das Lesen der Ergebnisse erleichtert und die Punkte hervorhebt, die Aufmerksamkeit und Anpassung der Futterration, einschließlich des Wassers, erfordern.

Außerdem ist auf Anfrage ein Betriebsbesuch durch das Veterinärteam der ARSIA möglich. In Zusammenarbeit mit dem Tierarzt kann es den Laborbericht sinnvoll kommentieren und ergänzen, indem es sowohl die Tiere, als auch die Stallungen eingehend beobachtet.


Die ARSIA vor Ort

In einem Betrieb im Hennegau, der von einem Züchterpaar geführt wird, beginnt alles mit einer beunruhigenden Verkettung tödlicher Lungenentzündungen bei mehreren erwachsenen Kühen, immer in der Zeit nach dem Kalben. Andere Probleme treten immer wieder auf: Mortellaro-Krankheit, Produktionsrückgang, … Den Kälbern geht es glücklicherweise gut. Die Milchproduktion der 100 Kühe, die auf zwei Melkroboter verteilt sind, ist gut, könnte aber noch verbessert werden.
Nach der Einsendung einer dieser Kühe zur Autopsie und dem Austausch zwischen dem Veterinärteam der Arsia und dem Betriebstierarzt wurde vereinbart, einen Stoffwechselscanner durchzuführen. Tatsächlich vermutet der Tierarzt während der Übergangszeit eine unausgewogene Ernährung, die bei einigen Tieren zu einem Abfall der Immunität führt, so dass sie krank werden oder sogar sterben …

Nach der Durchführung des Scans besucht eine unserer Tierärztinnen „vor Ort“ die Züchter in Anwesenheit des Betriebstierarztes. Mit dem Bericht in der Hand stellen sie fest und kommen gemeinsam zu dem Schluss, dass die Rationen der Kühe in der Übergangszeit tatsächlich unausgewogen sind und dass die Wasserzufuhr und -verfügbarkeit verbesserungsfähig sind. Nachdem unser Tierarzt alle notwendigen Informationen von den Züchtern eingeholt hat, erstellt er einen Bericht, der an den Ernährungsberater des Betriebs weitergeleitet wird, der auf der Grundlage dieser Empfehlungen die Ration anpassen kann. Danach bleibt für unsere Züchter zu hoffen, dass sich die gesundheitliche Situation schnell bessert !

Praktische Workshops für Tierärzte zum Stoffwechselscanner werden Anfang 2023
von Formavet VoG, in Zusammenarbeit mit der ARSIA, Elanco und Vet Shops organisiert.

Zögern Sie nicht, uns für weitere Informationen zu kontaktieren
Tel : 083 23 05 15 ( Option 4 )
E-mail : assistanceenferme@arsia.be

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